Kapitel 3
Smiley
aus: Vier Nullen zu viel - von Thorsten Smidt
Sven hatte gleich eine Idee gehabt, wo man abends hingehen könnte, schließlich war Samstag. In den Osten, hatte er verkündet, und die Richtung passte ja grundsätzlich für mich. Bis zur Oranienburger Straße, hatte er gemeint, weiter sollte man nicht fahren. Dabei war das eigentlich erst die Mitte von Berlin, nur eben nicht von Schöneberg aus betrachtet. Sven meinte, dass er während der Semesterferien natürlich für nichts garantieren könnte, weil er sonst immer zu seinen Eltern gefahren war. Er kam schon ins dritte Semester, in der Schule war er in der Klasse über mir gewesen.
Den Golf hatte ich nicht weit von Svens Bleibe abgestellt, ein BN-Kennzeichen zwischen all den Bs, immer noch blitzblank. Beim Reinfahren in die Stadt hatte ich gemäß Instruktion meines Vaters schon mal vollgetankt, morgen würde ich damit bis Warschau kommen, so der Plan – zumindest zu diesem Zeitpunkt. Sven hatte gefragt, ob ich nicht auf einen Geländewagen umsteigen wollte, bei dem Zustand der Straßen dort, was er so gehört hätte. Aber meinem Vater stand ja eine Geschäftsreise vor Augen, keine Expedition. Seine größte Sorge war, dass es in Polen kein bleifreies Benzin geben und der Drei-Wege-Katalysator Schaden nehmen würde, doch in der Hinsicht hatte ihn die Bonner Geschäftsstelle des ADAC beruhigen können.
Man wusste ja tatsächlich nicht, was einen im Osten so erwartete. Deshalb hatten wir auch schnell noch etwas bei McDonald’s am Bahnhof Zoo gegessen, bevor wir schließlich in die S-Bahn gestiegen waren. Und jetzt standen wir hier, zurückgebeamt in den Sommer 1945. Der Krieg war vorbei, aber noch hatte niemand aufgeräumt. Das Gebäude, zu dem Sven mich geführt hatte, sah wirklich schlimm aus. Man konnte, weil die Außenwand fehlte, in die einzelnen Etagen hineinsehen wie in ein Puppenhaus. Es war eben nur halb weggebombt, wusste Sven. Dafür hatten die Mauern, die noch standen, umso mehr Graffiti abbekommen. Dass dies mal ein Kaufhaus gewesen sein sollte, konnte ich kaum glauben. Ein schönes Fotomotiv, dachte ich, und zog die Leica aus der Tasche.
„Mann, spinnst du?“ Sven ruderte mit den Armen. „Das mögen die bestimmt nicht, wenn du hier rumknipst wie bescheuert.“
Also packte ich die Kamera wieder weg.
„Wir müssen erstmal checken, wie es am Eingang aussieht“, erklärte Sven. „Die lassen nicht jeden durch. Da muss man schon entsprechend auftreten.“
„Logo.“
„Das ist total angesagt hier. Haben ein paar Typen besetzt, und jetzt ist ständig Party. Die Polente traut sich da auch nicht rein.“
„Stark.“ Er kannte sich wirklich aus.
Sven spazierte die Straße entlang und ich hinter ihm her. „Echt blöd. Da ist keiner.“ Er kaute auf seinem Daumennagel.
Vielleicht würde ich doch noch eine Aufnahme machen können. Unbekannter Osten, dachte ich, das wär’s, das könnte das Thema einer ganzen Foto-Serie werden. Wenn es hier schon so aussah. Abgewrackt, gesetzlos, auf jeden Fall anders. Dann würde die ganze bescheuerte Fahrt wenigstens einen Sinn bekommen.
Sven stieß mich in die Seite. „Guck! Zwei Mädels. Da hängen wir uns dran. Schnell!“
Ich musste rennen, um ihm schräg über die Straße zum Torbogen zu folgen, durch den die beiden Mädchen gerade verschwanden. Wir stolperten hinterher.
Es war ziemlich dunkel im Eingang. Ich hörte Lachen, entfernte Stimmen, ein dumpfes Wummern. Sven stand vor mir und machte keine Anstalten, weiterzugehen. Als ich ihm über die Schulter blickte, verstand ich, warum. Aus dem Nichts war eine schwarz gekleidete Gestalt aufgetaucht.
Sven räusperte sich. „Wir wollten nur …“
Der Kerl hatte sich direkt vor uns aufgepflanzt und musterte uns von Kopf bis Fuß.
„Aber ist auch nicht so …“ Sven machte einen halben Schritt zurück.
„Nee, wirklich nicht“, sagte ich.
Nun hob der Typ seine rechte Hand. Zwischen den ausgestreckten Fingern wackelte eine Zigarette. „Jungs, habt ihr mal Feuer?“
Wir schüttelten den Kopf, worauf er sich umdrehte und wieder verschwand. Ich kam mir ziemlich bescheuert vor, schnell weiter, dachte ich. Diesmal Sven hinter mir.
Von den Räumen war in der Dunkelheit nicht viel zu erkennen. Wir steuerten auf den Lärm zu, der aus der oberen Etage kam. Und da war dann auch endlich mehr Betrieb. Es war sogar verdammt voll. Im zuckenden Licht bewegte sich eine Masse Mensch, als wäre sie ein einziges Wesen mit unendlich vielen Gliedmaßen. Arme schleuderten, Köpfe schwankten, Beine stampften. Alles in grell aufscheinenden Farben und in einer Luft, als hätte man das Raucherabteil des Interregio mit unserer Waschküche zusammengelegt.
Wir schoben uns zwischen wild zappelnden Körpern hindurch. Wegen der dröhnenden Bässe verstand ich nicht, was Sven mir zubrüllte. Erst als er mit seiner Hand eine Kippbewegung machte, kapierte ich, dass er was trinken wollte. Also kämpften wir uns weiter vor, bis wir einen Typ im Netzhemd erreichten, der einen Turm aus Bierkästen bewachte. Das Beck’s, das Sven von ihm erstand, war natürlich warm. Wir lehnten uns an eine Wand und stießen an.
„Die Leute sind aber fertig hier“, schrie ich Sven zu.
„Normal“, brüllte er zurück.
„Und die Musik, ist die immer so?“
„Glaub schon. Ist halt keine Dorfdisse.“
Die Leute im Raum bewegten sich wie Schlafwandler, dicht an dicht, jeder für sich. Wir tranken unser Bier.
Ein Mädchen in schlackernder Latzhose drückte sich an uns vorbei. An einem Band um den Hals hing ein Schnuller.
„Hi“, brüllte Sven.
„Verpiss dich“, brüllte sie.
Sven zuckte mit den Schultern. „Mann, war die verklemmt.“
Nach einer Weile zeigte Sven zur Seite. „Holst du?“ Als ich nicht gleich verstand, ergänzte er: „Bier?“
Die Flaschen waren nicht kälter geworden. Aber allmählich schmeckte es besser.
Dann leuchten plötzlich gelbe Augen vor uns auf. „Was wollt ihr haben?“, zischte eine heisere Stimme. „Ich hab alles, was ihr braucht. Ich meine, um in Fahrt zu kommen. Müsst nur sagen.“
„Danke, ist schon okay“, meinte Sven.
„Wie seid ihr denn drauf? Nur zugucken is nicht.“
„Also, ich bleib beim Bier“, sagte ich.
„Hey, den Tod in Venedig könnt ihr später noch spielen. Hier ist Party, okay?“ Der Typ zog ein kleines Plastiktütchen aus seiner Hosentasche. „Freunde der Nacht! Ich würde sagen, für euch sind die Grünen genau die richtigen.“
„Nee, lass mal“, sagte Sven.
„Vielleicht später“, sagte ich.
„Ach, so sieht’s aus.“ Der Typ griente, seine Augen funkelten. „Easy. Für jeden gibt’s ein erstes Mal.“
„Kenn ich eh schon“, sagte Sven. Ich sah ihn von der Seite an, aber er hielt den Kopf gesenkt.
„Passt mal auf, Jungs. Ich geb euch zwei Grüne für ’nen schlappen Zwanni. Weil ihr es seid. Die Nacht ruft.“ Er beugte sich vor. „Glaubt mir, ihr werdet so geil drauf sein wie noch nie.“
Der Typ presste meine Hand zu einer Faust zusammen, darin ein kleines Etwas. Sven versuchte den Typ wegzudrücken; er stand jetzt so dicht vor uns, dass ich seinen Atem an meinem Ohr spürte. Und ich spürte seine Hände, die an meiner Hose rumfummelten.
„Lass das“, sagte ich und versuchte, die leere Bierflasche zwischen uns zu schieben.
„Hier“, sagte Sven, und ich sah, wie er dem Typen einen Schein zusteckte. Der machte einen Schritt zurück, zwinkerte uns noch einmal zu, und schon hatte die wogende Masse ihn verschluckt.
Ich öffnete meine Hand, und zum Vorschein kamen zwei grüne Pillen. Sven nahm eine und drehte sie zwischen Daumen und Zeigefinger. Auf der Tablette war ein Smiley.
„Hast du das wirklich schon mal probiert?“, fragte ich ihn.
„Hab davon gehört. Soll nicht so gefährlich sein.“
„Ich weiß nicht.“
„Scheiß drauf“, sagte Sven, warf sich die Pille in den Mund und spülte sie mit dem Beck’s runter. Er sah mich auffordernd an, und ich machte es ihm nach.
Wir stießen an, lehnten uns wieder an die Wand. Reden brauchten wir nicht, die dröhnenden Bässe umschlossen uns. Irgendwo weiter weg schwebte ein Typ über der Menge, eigenartig von unten beleuchtet, Kopfhörer mit der Schulter ans Ohr gepresst und mit den Armen in der Luft rudernd. Er war der Priester, er zelebrierte die Messe. So wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und gerieten in Verzückung. Das Licht blitzte, die Gestalten im Raum erschienen und entschwanden. Ein Standbild nach dem anderen. Arme gereckt, Köpfe schief, keine Augen.
Nach einer Weile war die Wand hinter mir nicht mehr da, und auch Sven war weg, aber das machte nichts. Alles um mich herum hatte sich aufgelöst, da war nichts als der hämmernde Rhythmus, die einzelnen Töne wie Stromschläge. Ich beobachtete meine Hände, die durch die Luft wirbelten, spürte, wie meine Füße dann und wann den Boden berührten. Ich konnte nicht aufhören, wollte nicht aufhören. Alles war so easy, so easy wie noch nie. Die Beats brandeten gegen meinen Bauch, schwappten durch ihn hindurch, trieben mich auf Wellen von goldenem Licht, auf und ab. Ich ließ es geschehen, wurde leichter und leichter.
Erst allmählich nahm ich wahr, wie aus dem Nebel vor meinen Augen eine Kontur hervortrat. Ein Lächeln blitzte auf. Die Marionettenfäden zogen mich weiter, und ich musste den Kopf drehen, aber da war es wieder, das Lächeln. Ich lächelte zurück. Als ich einen Kuss auf meinen Lippen spürte, umfasste ich den Körper und zog ihn an mich heran. Eine Zunge schob sich in meinen Mund, gegen mein T-Shirt rieben zwei Brüste. Das war anders als mit Gabi, besser, heftiger. Dann war das Mädchen wieder verschwunden. Ich hatte noch den fremden Geschmack auf meinen Lippen, während ich mich um mich selbst drehte, ringsum bloß zuckende Gestalten. Auch mich hatte der Rhythmus schon wieder erfasst, und ich konnte nicht mehr sagen, was da eigentlich passiert war. Ob überhaupt etwas passiert war.
Als mich Sven irgendwann durch den Torbogen zog, hatte jemand das Licht aufgedreht. Ich beschloss, einfach die Augen zuzulassen.
„Scheiße, scheiße, scheiße“, schrie Sven.
In meinem Kopf klopfte der Rhythmus weiter.
„Ich muss zurück!“ Svens Stimme überschlug sich. „Es ist schon Morgen!“
War mir egal.
„Die Aufführung, Mann! Da muss ich dabei sein!“
„Können wir nicht wieder rein?“ Ich lehnte mich an eine Laterne.
„Du kapierst nicht!“ Sven packte mich an den Schultern. „Bei uns im Haus! Aufführung! Die alten Herren! Scheiße.“
Für den Moment waren das zu viele Infos auf einmal. Außerdem drang die Helligkeit unangenehm durch meine Augenlider.
„Ich muss mich umziehen!“ Sven wurde immer lauter.
Mir war schummrig. Es war gut, die Laterne im Rücken zu wissen.
Sven schaltete jetzt auf Jammern um. „Die verstehen keinen Spaß. Und ich bin noch Fuchs.“
Ich machte die Augen auf. Das Licht traf mich wie ein Schlag.
„Die schlachten mich.“
„Sven“, sagte ich und hielt mich an der Laterne fest, „du bist Sven, du bist kein Fuchs.“
„Mann, nun versteh doch! In meiner Verbindung!“
„Verbindung?“
„Studentenverbindung. Da bin ich Fuchs. Frischling. Arsch vom Dienst.“
„Fuchs, du hast die Gans gestohlen …“
„Taxi! Wir brauchen ein Taxi!“ Sven machte einige Schritte auf die Straße und drehte sich im Kreis. Er hielt beide Hände in die Höhe, als wollte er die Sonne anbeten, aber in Verbindung mit dem Drehen war das wohl keine gute Idee, denn plötzlich sackte er zusammen. Nach hinten abgestützt saß er auf dem Asphalt. Ich setzte mich neben ihn.
„Was soll ich denn jetzt machen?“ Er heulte fast.
Irgendetwas brummte hinter uns.
„Das kriegen wir hin“, sagte ich und wandte mich um. Ich schaute auf einen Kühlergrill. Eine Autotür wurde geöffnet, und ein Paar Stiefel kam zum Vorschein.
„Jungs!“, sagte eine Stimme. „Kann ich euch vielleicht noch was zu trinken bringen?“
„Nee, danke“, sagte ich.
„Oder die Zeitung?“
„Nein, wirklich nicht.“
Nun drehte sich auch Sven um. „Taxi“, sagte er. „Taxi!“
Der Mann beugte sich zu uns runter. „Sicher. Taxi. Steigt ein.“
Sven stützte sich auf meiner Schulter ab, um hochzukommen. Dann zog er mich hoch. Der Mann hielt uns die Tür auf, und wir rutschten auf die Rückbank.
„Wohin darf ich die Herrschaften denn kutschieren?“ Der Mann blinzelte im Rückspiegel.
„Schöne-“, nuschelte Sven.
„-dings“, fügte ich hinzu.
„Schnell“, sagte Sven.
„Ist das ein Taxi?“, fragte ich.
„Für euch immer“, sagte der Mann und fuhr los.
Ich ließ die Häuser an mir vorbeiziehen.
Sven krallte sich an meinem Arm fest. „Ich muss mich noch umziehen.“
„Dein T-Shirt ist doch okay.“ Nur ein bisschen fleckig vielleicht.
„Die Farben!“
„Farben?“ Nee, eigentlich nur Dreck.
„Ich muss Farben tragen!“, schrie Sven.
„Und ich muss nach Warschau.“
Der Mann drehte sich zu uns um. „Was denn nun? Ihr müsst euch schon entscheiden.“ Er hörte nicht auf, mir in die Augen zu schauen.
Ich war beeindruckt. Das Auto konnte alleine fahren. Dass es das schon gab.
„Scheiß auf Warschau“, rief Sven. „Zur Aufführung!“
„Darf man fragen, was gegeben wird?“, fragte der Mann.
„Peter und der Fuchs“, sagte ich.
„… nicht der Wolf?“, fragte der Mann.
„Die Winterreise“, sagte Sven.
„Ist nicht Sommer?“, fragte ich.
„Und was hat da ein Fuchs verloren?“, fragte der Mann.
Wusste Sven auch nicht. Wir schaukelten auf der Rückbank hin und her.
„Wo sind wir überhaupt?“ Sven wischte mit dem Arm über die Scheibe, dabei war die gar nicht schmierig oder beschlagen.
„Ruhig Blut, Füchschen. Wir sind im Landeanflug. Ihr müsst mir nur noch die Straße verraten.“
An die vielen Plattenbauten konnte ich mich gar nicht mehr erinnern.
„Wo zum Henker sind wir?“, fragte Sven.
„Schönefeld. Wo der Osten am schönsten ist.“ Der Mann grinste uns an.
„Scheiße“, sagte Sven. „Schöneberg hab ich doch gesagt. Wir wollen nicht in den scheiß Osten.“
„Ich schon“, sagte ich.
„Immer langsam, Sportsfreunde. Erst wollt ihr nach Schönefeld, dann nach Warschau, dann wieder nach Schöneberg. Die Herrschaften müssten sich bitte mal entscheiden.“
„Schöneberg, Berg, Berg! In den Westen, Mann. Die Aufführung geht gleich los.“
„Dann bitte ich, die Gurte anzulegen und das Rauchen einzustellen. Ready for takeoff.“
Die Beschleunigung drückte mich in den weichen Sitz.
Wachgerüttelt wurde ich von unserem Fahrer. Ich schaute neben mich, aber Sven war nicht mehr da.
„Zahltag“, sagte der Mann.
Ich verstand nicht.
„Einen Blauen, wenn’s recht ist. Weil ihr es seid.“
Eine geöffnete Hand schwebte vor meinem Gesicht. Also durchwühlte ich meine Kameratasche, denn da musste irgendwo das Geld sein. Ich legte den 100er auf die Hand und kletterte aus dem Auto.
„Schönen Gruß auch an die Kameraden!“, schallte es noch hinter mir her.
„Tschö“, sagte ich und knallte die Autotür zu.
Nun musste ich nur noch Sven wiederfinden. Ich drehte mich im Kreis und entschied dann, auf dem Gehweg weiterzusuchen.
„Thomas“, rief Sven. Er stand in einem Hauseingang und winkte mir zu. Als ich ihn erreicht hatte, drückte er mir den Schlüssel in die Hand. „Versuch du mal.“
Ich stocherte im Schloss herum und lehnte mich gegen die Tür, bis sie schließlich ohne mein Zutun nachgab. Ein Typ im Anzug hielt sie auf. Wir zwängten uns an ihm vorbei, und als ich aufsah, begriff ich endlich Svens Problem. Es saß uns direkt gegenüber. In mehreren Stuhlreihen. Herren und Damen in feinen Klamotten, alle hatten einen Zettel in der Hand, und alle sahen uns mit großen Augen an. Vielleicht hätten wir die Winterreise anstimmen sollen. Ein Klavier mit aufgeklapptem Deckel stand bereit.
Ich spürte einen leichten Druck an der Schulter. Noch so ein Typ, diesmal mit Fliege, ziemlich staatstragend. Er dirigierte uns durch eine Tür hinaus. Wir fanden uns in der Küche wieder. Unser Auftritt war beendet. Applaus brandete auf.
Sven sank auf einen Stuhl, während hinter der Tür das Klavier einsetzte und eine Männerstimme fistelte: „Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus.“
„Schau mal, ob Bier da ist“, sagte Sven tonlos.
„Das Mädchen sprach von Liebe“, leierte die Stimme, „die Mutter gar von Eh.“
Ich ging zum Kühlschrank. Das Schultheiss war kalt, schmeckte aber trotzdem nicht. Wir saßen nebeneinander und schwiegen. Sven zeigte auf die Tischplatte vor ihm und grinste. Er hatte Brotkrümel zu einem Smiley arrangiert.