Woobooks-Blog:
Wie man schriftstellerisch
in die 90er Jahre reist

Woobooks-Blog:
Wie man schriftstellerisch
in die 90er Jahre reist

Wie man schriftstellerisch in die 90er Jahre reist

Thorsten Smidt | 18. September 2022

Wie man schriftstellerisch in die 90er Jahre reist

Thorsten Smidt | 18. September 2022

 

 
Erinnert ihr euch noch an die 90er? Im Fernsehen wurde geblödelt, was das Zeug hält. Es war eine Zeit der Euphorie, man lebte für den Augenblick. Der Kapitalismus hatte gesiegt, die Love Parade hämmerte durch Berlin, Undergroundclubs luden zu Partys und Ecstasy ... Alles schien möglich! Noch verrückter ging es allerdings in Polen zu, wie ich es selbst erleben durfte. Das hat mich zu meinem Roman „Vier Nullen zu viel“ inspiriert, ein irres Roadmovie, mit dem ihr in diese Zeit eintauchen könnt.



WALKMAN ODER DISKMAN?



Obwohl ich „Zeitgenosse“ bin, die 90er also selbst erlebt habe, war einiges an Recherche nötig, um die spezielle Stimmung dieser Jahre vermitteln zu können. Bei den eigenen Erinnerungen ist es ja leider so, dass sie lückenhaft sind und man zudem ja auch nicht überall dabei, geschweige denn immer am „Puls der Zeit“ war. Die Raver-Mode zum Beispiel, die aus heutiger Sicht exemplarisch für das damalige Lebensgefühl steht, war damals nichts für mich. Und welchen Stand die Unterhaltungselektronik in welchem Jahr hatte (noch Walkman oder schon Discman?), weiß man auch nicht auf Anhieb.

Umso erfreulicher, was sich alles im Netz finden lässt, z.B. dass auf Partys der frühen 90er auch mal ein Schnuller an einem Band um den Hals getragen wurden. Es gibt Hitliste der 90er-Vokabeln (oberaffengeil, Hupfdohle) und natürlich genaueste technische Angaben zu den Autos der Zeit. Nimmt man dann noch gedruckte Quellen wie „Das Wörterbuch der 90er“ einschlägige Bildbände oder Literatur zur Generation X dazu, rundet sich das Bild langsam ab.
Blogbeitrag
Oben drauf habe ich dann noch die spezielle Stimmung im „wilden Osten“, nämlich in Polen, gepackt. Denn die ehemalige Volksrepublik in den frühen 90er, das war Euphorie, Wahnsinn und Verrücktheit hoch zwei. War ein C-Netz-Koffer im Westen Spielzeug für Jungschnösel im Cabrio, war er in Polen ehrfurchteinflößendes Symbol des Businessman, wobei egal war, auf welchem Weg das Geld verdient wurde. Hauptsache Geld, so viel wie möglich.

Allerdings – und an der Stelle musste ich erneut recherchieren – durfte das Geld nicht so viele Nullen haben. 1995 wurde nämlich aus 10.000 alten Zloty ein neuer Zloty. Die Inflation in den späten 80er hatte Nennwerte bis hin zu einer 2-Millionen-Zloty-Banknote nötig werden lassen. Wie viel z.B. eine Flasche Bier in welchem Jahre kostete (15.000? 18.000?), war nicht ganz leicht herauszufinden. Dass in Polen gewohnheitsmäßig aber drei Nullen weggelassen wurden, also statt 100.000 eben 100 gesagt wurde, führte bei der Umstellung zu einem lustigen Verwirrspiel (100 alte oder neue, äh, 100.000 oder 10, oder wie?). Es waren einfach vier Nullen zu viel. Und so habe ich dann auch mein Buch genannt.


Dieser Text erschien als Gastbeitrag auch auf der Webseite textgemeinschaft.de>
Erinnert ihr euch noch an die 90er? Im Fernsehen wurde geblödelt, was das Zeug hält. Es war eine Zeit der Euphorie, man lebte für den Augenblick. Der Kapitalismus hatte gesiegt, die Love Parade hämmerte durch Berlin, Undergroundclubs luden zu Partys und Ecstasy ... Alles schien möglich! Noch verrückter ging es allerdings in Polen zu, wie ich es selbst erleben durfte. Das hat mich zu meinem Roman „Vier Nullen zu viel“ inspiriert, ein irres Roadmovie, mit dem ihr in diese Zeit eintauchen könnt.



WALKMAN ODER DISKMAN?



Obwohl ich „Zeitgenosse“ bin, die 90er also selbst erlebt habe, war einiges an Recherche nötig, um die spezielle Stimmung dieser Jahre vermitteln zu können. Bei den eigenen Erinnerungen ist es ja leider so, dass sie lückenhaft sind und man zudem ja auch nicht überall dabei, geschweige denn immer am „Puls der Zeit“ war. Die Raver-Mode zum Beispiel, die aus heutiger Sicht exemplarisch für das damalige Lebensgefühl steht, war damals nichts für mich. Und welchen Stand die Unterhaltungselektronik in welchem Jahr hatte (noch Walkman oder schon Discman?), weiß man auch nicht auf Anhieb.

Umso erfreulicher, was sich alles im Netz finden lässt, z.B. dass auf Partys der frühen 90er auch mal ein Schnuller an einem Band um den Hals getragen wurden. Es gibt Hitliste der 90er-Vokabeln (oberaffengeil, Hupfdohle) und natürlich genaueste technische Angaben zu den Autos der Zeit. Nimmt man dann noch gedruckte Quellen wie „Das Wörterbuch der 90er“ einschlägige Bildbände oder Literatur zur Generation X dazu, rundet sich das Bild langsam ab.
Blogbeitrag
Oben drauf habe ich dann noch die spezielle Stimmung im „wilden Osten“, nämlich in Polen, gepackt. Denn die ehemalige Volksrepublik in den frühen 90er, das war Euphorie, Wahnsinn und Verrücktheit hoch zwei. War ein C-Netz-Koffer im Westen Spielzeug für Jungschnösel im Cabrio, war er in Polen ehrfurchteinflößendes Symbol des Businessman, wobei egal war, auf welchem Weg das Geld verdient wurde. Hauptsache Geld, so viel wie möglich.

Allerdings – und an der Stelle musste ich erneut recherchieren – durfte das Geld nicht so viele Nullen haben. 1995 wurde nämlich aus 10.000 alten Zloty ein neuer Zloty. Die Inflation in den späten 80er hatte Nennwerte bis hin zu einer 2-Millionen-Zloty-Banknote nötig werden lassen. Wie viel z.B. eine Flasche Bier in welchem Jahre kostete (15.000? 18.000?), war nicht ganz leicht herauszufinden. Dass in Polen gewohnheitsmäßig aber drei Nullen weggelassen wurden, also statt 100.000 eben 100 gesagt wurde, führte bei der Umstellung zu einem lustigen Verwirrspiel (100 alte oder neue, äh, 100.000 oder 10, oder wie?). Es waren einfach vier Nullen zu viel. Und so habe ich dann auch mein Buch genannt.


Dieser Text erschien als Gastbeitrag auch auf der Webseite textgemeinschaft.de>
 
  Zurück
 
 
 

Weitere Beiträge

Markus Stromiedel | 31. März 2022

 

Was um Himmels Willen
soll das?

 


 

Thorsten Smidt | 19. Oktober 2021

 

Der lange Weg
zum fertigen Buch

 


 

Markus Stromiedel | 29. April 2021

 

Wir sind im Ziel - und starten durch!

 


 

Weitere Beiträge

 

Markus Stromiedel | 31. März 2022

 

Was um Himmels Willen
soll das?

 


 

 

Thorsten Smidt | 19. Oktober 2021

 

Der lange Weg
zum fertigen Buch

 


 

 

Markus Stromiedel | 29. April 2021

 

Wir sind im Ziel - und starten durch!

 


 

 
Cover Die Rache der Schildkröten

Sophie Reyer

Die Rache der Schildkröten

Das sagt das Lektorat:

"Poetisch und einfühlsam -  spannende Lektüre nicht nur für Jugendliche."

Cover Tribunal

Ulf Kartte

Tribunal

Das sagt das Lektorat:

"Aktuelle Zeitgeschichte in einem spannenden Thriller - packend!"

Cover Jul - Geschichte einer Suche

Reinhard Strüven

Jul - Geschichte einer Suche

Das sagt das Lektorat:

Eine einfühlsame Innensicht eines stillen Dramas - sehr bewegend.

Cover In Zebra-Schuhen

Jasmin Meranius

In Zebra-Schuhen

Das sagt das Lektorat:

"Ein herrlich selbstironischer Liebesroman mit Kichergarantie!"

Cover Vier Nullen zu viel

Thorsten Smidt

Vier Nullen zu viel

Das sagt das Lektorat:

"Ein Buch wie ein gutes Roadmovie: spannend und voller überraschender Wendungen"

Cover Sandmann: Albtraumleben

Dieter Aurass

Sandmann: Albtraumleben

Das sagt das Lektorat:

"Die ungewöhnliche Erzählperspektive gibt dem Text eine große Intensität - sehr spannend!"

Cover Liebeskummer Plus

Sophie Reyer

Die Rache der Schildkröten

Das sagt das Lektorat:

"Poetisch und einfühlsam -  spannende Lektüre nicht nur für Jugendliche."

Cover Liebeskummer Plus

Ulf Kartte

Tribunal

Das sagt das Lektorat:

"Aktuelle Zeitgeschichte in einem spannenden Thriller - packend!"

Cover Liebeskummer Plus

Reinhard Strüven

Jul - Geschichte einer Suche

Das sagt das Lektorat:

Eine einfühlsame Innensicht eines stillen Dramas - sehr bewegend.

Cover Liebeskummer Plus

Jasmin Meranius

In Zebra-Schuhen

Das sagt das Lektorat:

"Ein herrlich selbstironischer Liebesroman mit Kichergarantie!"

Cover Liebeskummer Plus

Thorsten Smidt

Vier Nullen zu viel

Das sagt das Lektorat:

"Ein Buch wie ein gutes Roadmovie: spannend und voller überraschender Wendungen"

Cover Liebeskummer Plus

Dieter Aurass

Sandmann: Albtraumleben

Das sagt das Lektorat:

"Die ungewöhnliche Erzählperspektive gibt dem Text eine große Intensität - sehr spannend!"

Kids/Teens
Krimi/Thriller
Ratgeber
Romance
Sci-Fi
Alle Bücher